Alt – aber nicht von gestern
Ein dreitägiges Festival rückt die mittelalterliche Musik ins Zentrum. Man kann 700-jährige Notenblätter in Kleinstformat bewundern, und es gibt sogar Workshops zum Mitsingen.

© Dirk Letsch
Das Textur-Festival in Basel und Binningen will die zum Teil noch wenig bekannte, mittelalterliche Musik mit zeitgenössischen Kompositionen verknüpfen. Der Name sei gewählt worden, weil es darum gehe, die Musik verschiedener Epochen und Traditionen miteinander zu verweben, wie Festivalgründerin Angélique Greuter verrät. Die ausgebildete Opernsängerin und Tänzerin leitet das Festival, das heuer zum zweiten Mal stattfindet und als Biennale gedacht ist. «Für die Aufführung mittelalterlicher Musik braucht es viel Kreatives und Forschendes», sagt Greuter, denn die überlieferten Quellen seien zum Teil wenig präzise und liessen viel Spielraum für die Ausführung. «Das finde ich sehr reizvoll», meint die Festivalleiterin.
Zum Auftakt gibt es in der Universitätsbibliothek unter dem Titel «Ausflug in die Welt der Basler Musikhandschriften» einen Workshop mit der Möglichkeit zum Mitsingen unter Anleitung von Greuter. Zu bestaunen wird eine Basler Liederhandschrift aus dem 13. Jahrhundert sein, ein Pergamentbüchlein, das nicht grösser ist als ein Handy. Und darum schon damals bequem in jede Tasche passte. Studierende der Schola Cantorum Basiliensis werden weitere mittelalterliche Lieder vortragen. Die Schola Cantorum gilt heute als weltweit älteste Institution, die sich der Erforschung und Aufführung mittelalterlicher Musik widmet (die in der Musikwissenschaft zur «Alten Musik» gehört).
Schweiz als Knotenpunkt
Im Zentrum der diesjährigen Ausgabe soll die Schweiz als Knotenpunkt in der Welt stehen. Besuchende dürfen sich auf eine musikalische Reise freuen, die von Ägypten über Armenien bis nach Schweden und in die Schweiz führt. Zum Abschluss wird das Ensemble Resonez, ein Frauentrio unter Leitung von Angélique Greuter, in der Leonhardskirche geistliche mittelalterliche Lieder aus Schweizer Quellen vortragen. Die Aufführung eines Auftragswerks der Schweizer Komponistin und Blockflötistin Ulrike Mayer-Spohn schlägt eine Brücke zur zeitgenössischen Musik.
Text von Stefan Boss