Samstag, 10. September 2022 18:00

Konzert

„Chantador de joi d’amor“

Paloma Gutiérrez del Arroyo und Manuel Vilas
Lieder des Troubadours Bernart de Ventadorn, begleitet auf historischen Harfen

Dauer: 1 Stunde
Ort: St. Margarethenkirche, Binningen
CHF 25.-/20.- ermässigt ¦ Tageskarte: CHF 40.-/30.- ermässigt ¦ unter 16 Jahre gratis

Paloma Gutiérrez del Arroyo und Manuel Vilas

© Festival de Música Antigua de Granada

Bernart de Ventadorn, ein aus dem französischen Limousin stammender Trobador aus dem 12. Jahrhundert, ist einer der grössten lyrischen Dichter aller Zeiten. Komponist und Verfasser von Liebesgedichten in okzitanischer Sprache hat er die joi in das Zentrum seiner cansos gestellt.

Der Gesang von Paloma Gutiérrez del Arroyo folgt der notierten Melodie, aber bei jeder Strophe passt sich diese Melodie dem Text je nach Richtung und jeweiligen Akzenten unterschiedlich an. Die Harfe von Manuel Vilas begleitet die Stimme, indem sie diese „umhüllt“ und sich unter anderem von der grossartigen Bildsprache des Textes inspirieren lässt. Mit Geneviève Brunel-Lobrichon von der Universität Paris-Sorbonne haben die beiden Interpreten Verständnis, Drucklegung und Aussprache des Textes erarbeitet. Die Spezialistin für okzitanische Dichtung öffnete ihnen die Augen für die Schönheit und Einzigartigkeit von Bernarts poetischem Schaffen. Sie äussert sich darüber folgendermassen:
„Diese Dichtung sagt Ja zum Leben, mit dem Begriff joi (Freude), welcher noch häufiger vorkommt als amor (Liebe). Und die joi hat die konventionellen Strukturen der Feudalgesellschaft hinweggefegt. Bernart de Ventadorn und seine gelehrten Zeitgenossen, die sowohl bibelfest waren als auch Kenner von Ovids „Liebeskunst“, schrieben, dass die Liebe eine überwältigende Macht darstellt, die in der Lage ist, das schutzlose Individuum zu besiegen, so, als ob es plötzlich von Krankheit oder Wahnsinn hinweggerafft würde. Um den Gefühlssturm auszudrücken, der ihn ergriffen hatte, erfand Bernart eine neue Bildsprache, die sich in den sechs cansos dieses Programms manifestiert: Ein Fisch, der am Haken hängen bleibt und überhaupt nicht versteht, was ihm da widerfährt … Der in der Glut der Liebe umgekommene Dichter, der zu einem im Wind herum wirbelnden Blatt wird, vor Furcht bebend beim Anblick seiner Dame … Diebe können ihn davontragen; wenn er an seine Dame denkt, merkt er nichts anderes mehr, und wenn er angeschrien wird, hört er es nicht!“

Paloma Gutiérrez del Arroyo ist Sängerin und Psalterspielerin. Seit seiner Gründung im Jahr 2015 ist sie Teil des Ensembles Cantaderas, das sich der traditionellen spanischen Musik und einigen mit ihr verbundenen Repertoires der Alten Musik widmet. Vor kurzem gründete sie das Projekt EVOCA (Experimentación de la Vocalidad y la Oralidad del Canto Antiguo), das die Erforschung der mündlichen Tradition in den mittelalterlichen Praxisformen des monodischen und polyphonen Gesangs zum Ziel hat und 2021 und 2022 eine Künstlerresidenz in der Aula de Música de l’Universidad de Alcalá de Henares innehat.
Sie tritt auch im Duo mit dem Multiinstrumentalisten Bill Cooley, dem Harfenisten Manuel Vilas und mit den Sängerinnen Catherine Schroeder und Élodie Mourot auf und arbeitet zusammen mit spanischen, französischen und italienischen Ensembles und Projekten: Ars Combinatoria, Malandança, Rosace, Contrafacta, La compagnie Orion, Le jardin des délices, Dialogos, La Frottola und La Reverdie. Sie hat als Musikerin ebenfalls im Theater gearbeitet mit der spanischen Gruppe Los hedonistas und der französischen Gruppe Théâtre 5 sowie im Duo mit der Schauspielerin Carole Visconti. Sie hat mit „Sponsus“, einem Oratorium des Komponisten Sasha Zamler-Carhart (Toulouse 2012), einen Abstecher in das zeitgenössische Repertoire unternommen.

Manuel Vilas ist in Santiago de Compostela (Spanien) geboren, er spielt frühe Harfen (vom 12. bis 18. Jahrhundert) und tritt mit Soloprogrammen auf, die sich auf Musik des Mittelalters, der Renaissance und des Barocks konzentrieren. Im Jahr 2008 gründete er das Ensemble Ars Atlantica und ist künstlerischer Leiter des Aufnahmeprojekts des Guerra-Manuskripts, einem spanischen Manuskript aus dem 17. Jahrhundert, das er seit Jahren studiert.
Als Spezialist für italienische, portugiesische und spanische Musik für Harfe und Gesang hat er u.a. mit folgenden Sänger:innen konzertiert: Roberta Invernizzi, Marta Infante, Maria Jonas, Raquel Andueza, Juan Sancho, Paloma Gutiérrez del Arroyo, Yeztabel Arias, Guillemette Laurens, Olalla Alemán, Monica Piccinini, Felix Rienth, Isabel Monar. Er hat mehr als 60 CDs aufgenommen und hat verschiedene Preise für Alte Musik für seine Forschung und seine Aufführungen erhalten. Er ist auch ein Pionier bei der Erforschung bestimmter, heute völlig vergessener Harfen wie der Chiquitana (Bolivien, 18. Jh.) und der aragonischen Harfen (14. Jh.).